Auf dieser Seite stellen die MobiReel-Partner eine Reihe unterschiedlicher Fälle von Filmdigitalisierungen vor. Jeder Fall enthält eine eigene Schilderung technologischer Strategien, die die verschiedenen Herausforderungen bei der Digitalisierung von Filmen, von fragilem Archivfilmmaterial bis hin zu Filmspulen, aufzeigen. Die Strategien reichen von der Verwendung professionellen Equipments für Filmdigitalisierungen bis zur Nutzung kreativer kostengünstiger Lösungen.
Digitalisiert von: Kinoteka na Republika Severna Makedonija
TITEL: RUSALISCHE SITTEN UND GEBRÄUCHE IN GEVGELIJA
Dokumentarfilm, Mazedonien, 1957, 22 min., Schwarz-Weiß-Film, Blu-Ray
Regisseur: Blagoja Drnkov, Drehbuch: Vera Klichkova
Der Dokumentarfilm handelt von den Rusaliern, einer rituellen Gruppe von Männern, die in der Winterperiode zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, während der sogenannten „ungetauften Tage“, aktiv sind. Sie unterscheiden sich von anderen Gruppen in dieser Periode durch ihre „Reinheit“. Ihre weiße Kleidung wird mit den Elfengestalten in Verbindung gebracht, die in dieser Zeit bestimmend waren und die sie zu Fall bringen mussten. Mit ihren Schwerttänzen vertrieben sie böse Mächte oder sie nutzten diese als Heilungsritual.
Dieser Film wurde als 16-mm-Film gedreht. Er wurde 2022 in der Cinematheque mit einem Cintel-Scanner von Blackmagic mit der Software DaVinci Resolve gescannt. Der Film wurde grundlegend digital restauriert und einer Farbkorrektur unterzogen. Nach Abschluss der Restaurierung wurden die digitalen Masterkopien in DPX, ProRes 4444, erstellt.
TITEL: SREDBA
Amateur-Kurzfilm, Feature, Mazedonien, 2003, 9,24 min, Farbfilm
Regisseur: Petre Chapovski
Drehbuch: Petre Chapovski
Nachbearbeitung: Kire Peshevski
Der Film handelt von einem Mädchen. Das Mädchen macht einen Spaziergang, betritt ein Haus und legt sich schlafen. In ihrem Traum begegnet sie ihrer Großmutter . Gekleidet in eine Volkstracht, gehen die beiden durchs Dorf, in ihren Händen halten sie ein Brot und einen Krug. Sie kommen an einem großen Kreuz vorbei. Getreidefelder soweit das Auge reicht. Als das Mädchen aufwacht, blickt es auf ein Foto ihrer Großmutter auf dem Tisch in ihrem Zimmer, das Brot und den Krug, die, als sie einschlief, noch nicht da waren.
Der Film wurde mit einem Digitalisierungssystem für Videobänder digitalisiert, das heißt, das analoge Signal wurde mit einer Blackmagic-Videokarte und dem Digitalisierungsprogramm Blackmagic Media Express in eine digitale Datei mit einer Auflösung von 720×576 Pixeln übertragen.
Digitalisiert von: Stichting De Domijnen – Niederlande
Vor Kurzem haben wir eine große Sammlung alter Filme des Fotografen Paulissen erhalten, die wir unter „768 – Film- en fotocollectie Jan Paulissen („Film- und Fotosammlung Jan Paulissen“) archiviert haben. Die meisten davon sind 16-mm-Filme, es gibt aber auch einige 8-mm-Filme. Da wir einen reflecta Filmscanner für 8-mm-Filme haben, trafen wir für die Digitalisierung eine Auswahl an 8-mm-Filmen. Mit der Digitalisierung der Filme können wir nicht allzu lange warten, da mindestens einer der größeren Filme vom Essigsäuresyndrom betroffen ist und die Filme über mehrere Jahre hinweg zusammen gelagert wurden, bevor wir sie erhielten.
TITEL: 768_film01 (Lourdes)
Eines der Probleme, auf die wir gestoßen sind, waren die spärlichen Informationen zu den Filmen: Wir können die Filme zwar optisch prüfen, aber auf den Filmen sind (fast) keine Beschreibungen oder Angaben vorhanden, sodass wir für die Digitalisierung zufällig einen Film auswählen mussten. Als Erstes haben wir uns für einen Normal-8-Film entschieden, der sich in einer geschlossenen (Papp-)Schachtel befand und bei dem wir (auf den ersten Blick) keine Anzeichen von Beschädigungen, Staub oder Zersetzung, wie das Essigsäuresyndrom, feststellen konnten: Daher hofften wir für den Einstieg auf einen relativ einfachen Film.
Die Digitalisierung verlief völlig problemlos. Der komplette Film wurde von Anfang bis Ende ohne Zwischenfälle gescannt. Dann haben wir die Datei auf einen Computer geladen und geprüft. Das Ergebnis sah gut aus.
Als wir fertig waren, spulten wir das Band zurück und legten es wieder in die Schachtel – diesmal mit einer Beschreibung. So wissen wir das nächste Mal, wenn wir den Film zur Hand nehmen, worum es geht (auch wenn er jetzt digitalisiert ist und wir nicht davon ausgehen, dass dies in absehbarer Zeit, wenn überhaupt jemals der Fall sein wird). Sobald wir mehr über die Sammlung wissen, werden wir eine Bestandsaufnahme machen und den Filmen eine Nummer zuweisen, damit wir in Zukunft sowohl die physischen als auch die digitalisierten Filme leicht wiederfinden. Dieser Name wird mit 768 beginnen, gefolgt von einem Unterstrich und der Inventarnummer. Nun haben wir einen vorläufigen Namen, anhand dessen wir die Sammlung identifizieren können, zu der er gehört.
Zum Inhalt des Films haben wir herausgefunden, dass es ein Schwarz-Weiß-Film ist, der in Lourdes gedreht wurde. Er wurde vermutlich in den späten Fünfziger- oder Sechzigerjahren aufgenommen, da beispielsweise ein Renault Dauphine darin zu sehen ist. Lourdes war und ist noch heute ein Wallfahrtsort in Frankreich.
TITEL: 768_film02 (Fruitoogstfeesten [Fest zur Obsternte])
Der nächste Film, den wir für die Digitalisierung auswählten, wies als einer der wenigen eine Beschreibung auf: Auf der Schachtel stand „J.P. St-Gertruide“. Mit „J.P.“ ist wahrscheinlich Jan Paulissen, der Filmemacher gemeint. St-Gertruide ist die belgische Stadt Sint-Truiden. Wir konnten keine Schäden feststellen und der Film ließ sich auch problemlos digitalisieren. In dem Film ist ein Transparent mit der Aufschrift „Fruitoogstfeesten“ (Fest zur Obsternte) zu sehen und es wird eine Jahreszahl (1964) erwähnt. Außerdem sind die Vereine zu sehen, die eine wichtige Rolle in unserer Kultur spielen. Wahrscheinlich haben (oder hatten) hier alle Dörfer und Städte verschiedene Vereine, von denen viele unsere Traditionen pflegen, z. B. in Bezug auf Karneval oder traditionelle Milizen.
TITEL: Oogstdankfeesten (Erntedankfeste)
Nachdem wir von dem MobiReel-Projekt gehört hatten, erhielten wir das Angebot zur Digitalisierung einer VHS-Kassette über Oogstdankfeesten in Berg aan de Maas, einem Dorf in der Nähe von Sittard (Niederlande). Diese Oogstdankfeesten (Erntedankfeste) finden jedes Jahr in Berg aan de Maas statt und dienten ursprünglich dazu, Gott für die Ernte zu danken. Die Feste werden seit 1948 veranstaltet. Sie jährten sich 2023 somit zum 75. Mal. Wir hielten das für einen guten Anlass, diese VHS-Kassette in diesem Jahr zu digitalisieren.
Für die Digitalisierung dieser VHS-Kassette wurde ein Sharp VC-M24GM und das Programm Cyberlink PowerDirector 12 verwendet.
Die VHS-Aufnahme der Oogstdankfeesten stammt aus dem Jahr 1984, dem ersten Jahr mit einer Erntekönigin. Twan Könings filmte den Umzug. Glücklicherweise haben wir bei der Digitalisierung der Kassette keine Schäden festgestellt und auch sonst keine Probleme gehabt.
TITEL: Overstroming Berg aan de Maas (Überschwemmung in Berg aan de Maas)
Auf dieser VHS-Kassette zeichnete Twan Könings auch ein Video über die Überschwemmungen der Maas im selben Dorf, Berg aan de Maas, auf. Da das Video der Oogstdankfeesten digitalisiert wurde, war es nahe liegend, auch die Überschwemmungen von Berg aan de Maas zu digitalisieren. Überschwemmungen sind leider kein Einzelfall (die ältesten Fotos, die wir von Überschwemmungen haben, stammen aus dem Jahr 1926), und dies ist nicht das erste Videomaterial, das wir zu Überschwemmungen haben. Aber es ist das erste Videomaterial, das wir von Überschwemmungen in Berg aan de Maas haben. Das Material ist derzeit wieder aktuell, da es gerade vor zwei Jahren im Sommer wieder zu Überschwemmungen kam. Mit schweren Folgen für unsere Region.
Digitalisiert von: Gesellschaft für studentische Computerkunst (Student Computer Art Society, SCAS)
TITEL: Reenactment of traditional Bulgarian rituals (Nachstellung traditioneller bulgarischer Rituale)
Filmquelle: Simeonka Cholmazova, Plamen Pavlov und Stoyanka Stoyanova
Gemeindezentrum „Erkenne dich selbst – 1895 г.“.
In dem Film werden traditionelle bulgarische Rituale nachgestellt.
Der 16-mm-Film wurde kostengünstig mit einer Digitalkamera, einem Kamerastativ und einem 16-mm-Filmprojektor früher Bauart in einer Dunkelkammer digitalisiert.
Diese Methode wurde angewendet, weil kein 16-mm-Digitalisierer verfügbar war und dieser auch zu hohe Kosten verursacht hätte. Das Ergebnis ist zwar nicht perfekt, aber für eine Low-Budget-Digitalisierung angemessen. Nach der Digitalisierung wurden mithilfe einer Software noch Farbanpassungen vorgenommen, um das Endergebnis zu verbessern.
Digitalisiert von: Zeutschel GmbH
TITEL: THE WAGNER FAMILY (DIE FAMILIE WAGNER)
Diese Videos sind nur ein sehr kleiner Teil der Sammlung von Filmen und Clips, die die Familie Wagner zwischen den 1950er- und den 1970er-Jahren in Europa gedreht hat. Die Familie stammt aus dem mitteleuropäischen Raum, wuchs während des Habsburgerreichs in Österreich (Wien) und zog dann nach dem Zweiten Weltkrieg nach Triest (Italien).
Das Video wurde als Erinnerung an glückliche Momente der Familie in Europa und Israel gedreht.
Die Kurzfilme und Videos wurden zwischen den 1960er- und den 1970er-Jahren mit einer Super-8-Videokamera von Bentley, einer Chinon 8-mm-Filmkamera und einer Bolex H-16-mm-Videokamera aufgenommen.
Für die Digitalisierung wurden ein Reflecta Super-8-mm-Digitalisierungssystem und eine Retro-Lösung zur Digitalisierung von 8-/16-mm-Filmen in HD-Format verwendet.
Die digitalisierten Filme wurden mit Blackmagic-Software bearbeitet und optimiert und dann im unkomprimierten Dateiformat MPEG-4 gespeichert.
Um die Datei zu verwalten und für das Indexierungssystem der Datenbank durchsuchbar zu machen, wurden bereits einige Schlüsselwörter und Metadaten vordefiniert.
Die Inhalte wurden mit der kostenlosen Open-Source-Daten von Crown klassifiziert. Zur Bewahrung ihrer Erinnerungen zog die Wagner-Dynastie die kommerzielle Lösung TMS Gallery System und das Content-Management-System für Langzeitarchivierung Preservica in Betracht.
Das Familienarchiv umfasst auch ein Korpus von Mikrofilmen, die mit dem Zeutschel Mikrofilmscanner OM 1700 digitalisiert wurden.
Um das anfällige Material in einem guten Zustand zu erhalten, wurden Systeme zur Steuerung von Temperatur und Feuchtigkeit für das gesamte Speicherarchiv des alten Materials eingesetzt. Es wird derzeit im Jüdischen Museum Vera und Carlo Wagner in Triest aufbewahrt. https://www.museoebraicotrieste.it/en/
Digitalisiert von: Regionale Bibliothek Petko R. Slaveykov, Veliko Tarnovo, Bulgarien
In Bulgarien, wie in den meisten europäischen Ländern, war das Drehen von Amateurfilmen mit 8-mm- und Super-8-mm-Handkameras bis zur breiten Einführung der Videoformate VHS und VHS-C in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr populär.
Viele bewahren immer noch ihre Filme als sentimentales Andenken an Hochzeiten, Ausflüge und die verschiedensten Feste und Feiern auf.
Das Team der regionalen Bibliothek in Veliko Tarnovo führte eine öffentliche Umfrage durch, in deren Folge Befragte ihre Filme zur Digitalisierung und für Forschungszwecke zur Verfügung stellten.
Die präsentierten Filmfragmente stellen Momente des täglichen Lebens bulgarischer Bürger aus privater sowie öffentlicher Perspektive dar.
ТITEL: Fragments.wmv (Fragmente)
Parade der kommunistischen Partei unter gemeinsamer Beteiligung bulgarischer, sowjetischer und tschechischer Delegationen in den 1970er-Jahren; typische Momente des Sommerurlaubs von Otto Normalverdienern – Camping am Meer, Übernachtung in kleinen Privatunterkünften oder großen staatlichen Hotels.
TITEL: Auto-fair (Automobilmesse)
Eine Geschäftsreise zu einer Autoausstellung (Messe) in einer großen mitteleuropäischen Stadt, sehr wahrscheinlich Prag (heute Tschechische Republik, damals Tschechoslowakei).
Nicht-professionelle Aufnahmen auf einem Super-8-mm-Film.
Autor unbekannt (zufällige Zusammenstellung).
Die Filme wurden 2023 im Rahmen von praktischen Experimenten und des Selbststudiums des Bibliotheksteams mit dem KODAK-Reels-Filmdigitalisierer digitalisiert. An den digitalen Kopien wurden keine Anpassungen vorgenommen.
Die typischen Mängel eines Films, der von einem Amateur gedreht wurde, liegen auf der Hand: das Fehlen einer ausgereiften Idee für einen Plot, unzureichende Erfahrung im Umgang mit der Kamera, was zu ruckeligen und wandernden Bildbewegungen, falschen Einstellungen, falscher Auswahl des Bildausschnitts usw. führt. Zudem ist es keine Seltenheit, dass Licht- und Temperaturverhältnisse falsch eingeschätzt werden, der Film zu lange unentwickelt in der Kamera verbleibt (Wochen, Monate) oder die gängigen technischen Verfahren bei der Filmentwicklung nicht befolgt werden. Dies führt zu Farbverfälschungen, von denen manche selbst mit moderner Videobearbeitungssoftware nicht kompensiert werden können.
Die zusätzlichen Fotos und Videos zeigen Momente aus der Vorbereitung und der eigentlichen Digitalisierung der vorhandenen Filmspulen. Das Augenmerk lag auf typischen Problemen, die häufig vorkamen: falsche Lagerung von Bandrollen, was im Laufe der Zeit zu fortschreitenden irreversiblen Schäden führt, sowie achtloser Umgang mit Projektoren, der teilweise zur Beschädigung der Perforation führte und die Digitalisierung folglich sehr schwierig gestaltete.